So viel Statistik muss sein!
Aktuell wird man bei der Fußball EM von statistischen
Kennzahlen fast schon erschlagen. Eine Vielzahl von Statistikern
bereiten bei jedem Match Ballbesitz, Torschüsse Abseitsfallen,
Fouls und Nasenbohrer auf, um dem Zuschauer das Gefühl
zu geben, einen besseren Einblick in den Spielverlauf zu haben.
Mit dem Wissen werden alle zu Teamchefs. Letztendlich zählt
aber nur das Spielergebnis um zu entscheiden, wer weiter darf
oder nicht.
Die mathematische Aufarbeitung ist auch an mir nicht spurlos
vorüber gegangen. Dieser Tage konnte auch ich mich der
Zahlenspielerei nicht entziehen. Mich hat die Statistikwut
gepackt. Bislang habe ich doch eher vermieden, mich allzu
sehr über die quantitativen Auswüchse, manche sind
eher geneigt es als verrückt gewordenen Sammlerwahn zu
bezeichnen, im Studio zu äußern. Der Fokus bei
der Berichterstattung auf synthesizer.at bestand darauf, die
qualitativen Vorzüge der Musikinstrumente zu beleuchten.
Jetzt in den "Wochen der Statistik" möchte
ich aber auch einmal einen Querblick mit Kennzahlen über
die Synthesizersammlung von synthesizer.at geben. Herausgekommen
ist so manch seltsame statistische Analyse und ein Outing
eines Nerds ;)
Mit heutigem Stands haben sich insgesamt 166 Synthesizer
von 29 verschiedenen Herstellern der statistischen Untersuchung
unterzogen. Elf Unternehmen sind dabei nur mit jeweils einem
Exemplar vertreten, während das Siegespodest mit Sage
und Schreibe 36 Exemplaren ein einzelnes japanisches Produzenten
unangefochten erklimmen konnte. Das sind knapp 22% der gesamten
Sammlung. Somit steht die kleinste Einheit mit der größten
Einheit in einem Verhältnis von 1:36. Rein statistisch
kommen somit auf jeden Hersteller 5,2724 Synthesizer.
Alphabetisch ist von A bis Y querbeet vieles vertreten, wobei
gleich vier Firmenvertreter das A als Anfangsbuchstaben für
sich erkoren haben, so als ginge es darum sich als erster
in die alphabetische Liste zu reihen.
Der schwerste Proband ist mit 46 Kilogramm ein Schwergewicht,
während der leichteste Synthesizer gerade mal 2,4 Kilogramm
auf die Waage bringt. Es wäre jedoch ein Trugschluss
daraus ein Durchschnittsgewicht von 24,2 Kilogramm pro Synthesizer
anzunehmen.
Tastatur:
97 Tastaturversionen stehen 69 tastenlosen Kontrahenten gegenüber,
und bilden somit eine mächtige Überzahl, die aber
auch für einiges an Platzproblemen sorgt. Das macht 58.5
% für die Tasten und 41,5% für die Midiverbindungsabhängigen.
Den Vorsitz dürfen also die "Keys" übernehmen.
Wie zu erwarten sind dabei die standardmäßigen
61er Tastaturen zahlenmäßig die Überflieger.
Dennoch überrascht, dass immerhin 21% unterdimensionierten
Tastaturspezies ihren Platz finden konnten. Die mächtigen
88er haben die Bronzemedaille ergattert, und damit die 73er
zahlenmäßig auf den letzten Platz verdrängt.
Das Alter:
Eine Analyse der Produktionszeit der Synthesizer ergibt ein
Übergewicht der 80er-Vertreter mit knapp der Hälfte.
Dies wundert nicht sonderlich. Sind die 80er doch jene Zeitepoche
mit dem Beginn meines Synthesizerwahns. Knapp dahinter folgen
die 90er, welche die Vertreter aus dem neuen Millennium doch
weit hinter sich lassen. Die betagten 70er, und das verwundert
auch nicht besonders, belegen den ehrenvollen vierten Platz.
Tonerzeugung:
Die statistische Aufarbeitung der Tonerzeugung gestaltet
sich nicht so einfach. Einige Exponate bewegen sich doch im
Grenzbereich. Dennoch ergab eine Analyse folgendes Ergebnis:
Die digitale Zunft schafft es mit 57% mehr als die Hälfte
aller Vertreter zu entsenden, während immerhin ein Fünftel
analoge Bauteile für die Studioheizung sorgen darf. Virtuell
Analog und Frequenzmodulation teilen sich ehrenvoll den dritten
Platz mit je 10%. Vertreter des Physical Modelling und der
Additive Synthese haben ebenfalls, auch wenn abgeschlagen
ins Studio geschafft.
Fazit:
Und was sagen uns diese Zahlen jetzt? Eigentlich gar nichts,
denn so wie beim Fußball schon ein 1:0 über den
Sieg entscheidet, kann auch ein einzelner Synthesizer, egal.
ob klein oder groß, jung oder alt, modern oder vintage,
einer Komposition oder einer Aufnahme das gewisse Etwas verleihen.
Und möge es nur ein einziger aus der Reihe der 166 sein,
der dieser Aufgabe gerecht wird
PS. Ich habe mir erlaubt "Dave Smith Instruments"
aus Sentimentalitätsgründen "Sequential Circuits"
zuzuordnen. So gesehen hätte fast ein 30. Firmenvertreter
in die Statistik aufgenommen werden müssen. Aber ein
Prophet bleibt ein Prophet, egal ob jetzt 5, 10 oder 08 hinten
drauf steht ;)
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