Oberheim Matrix 6
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Synthesizer
Warum gerade der Oberheim Matrix 6?
Grundsätzliches zum Synthesizer
Der erste Blick auf das Gerät
Die Ober- bzw. Frontseite
Die Rückseite
Im Inneren des Monsters
Freundliche Bedienung?
Wie klingt er nun, der Matrix-6 ?
Audio Workshop Oberheim Matrix-6 zum Download
Bedienungsanleitung zum Download
Weitere Informationen im Internet unter:

 

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Warum gerade der Oberheim Matrix-6?

Es muss so Mitte 1986 gewesen sein. Die Bandgemeinschaft von "War of dreams" gehörte der Vergangenheit an. Für mich war es an die Zeit gekommen, an einem Soloprojekt zu arbeiten. Dies bedeutete, dass weitere Tonerzeuger angeschafft werden mussten. Irgendwie war schnell klar, dass mit dem vorhandenen Equipment kein Auslangen zu finden war, so mal diese Synthesizer klanglich eher im unteren Niveau anzusiedeln waren. Somit sollten qualitativ hochwertigere Geräte künftig im Studio Einzug finden. Irgendwie war es nicht die Zeit analoger Synthesizer. Der DX 7 hatte seinen Siegeszug fast schon beendet und weitere Vorboten der Digitalära machten auf sich aufmerksam. Warum dann einen Oberheim?

Interessanterweise gefiel mir zu diesem Zeitpunkt der Sound amerikanischer Produktionen im Rockbereich besser als jene, unseres Kontinents (Was jetzt nicht grundsätzlich für alles amerikanische gelten soll, Stichwort: Politik). Diesen Stil unter anderem auch auf typische Synthesizer zurück zu führen, wäre jetzt übertrieben. Dennoch gab es den Wortgebrauch des amerikanischen Synthesizer Sounds, angeführt von Namen wie Oberheim und Sequential. In der Tat waren diese Geräte so etwas wie Nobelmarken und unerschwinglich. Aber wie klangen sie? Wie waren diese zu verifizieren?

 

Keyboards
Keyboards 1986

Die noch junge Zeitschrift "Keyboards" war für mich damals so etwas wie eine "Bibel der Synthesizer". Die meisten Artikel waren derart technisch, dass ich sie mit meinem damaligen Wissen noch nicht verstehen konnte oder wollte. Dennoch vermittelte das Blatt eine gewisse Seriosität, und somit auch Glaubwürdigkeit in seinen Berichten. In der Mai-Ausgabe des Jahres 1986 wurde der Oberheim Matrix 6, eine Art "Billigversion" des Matrix 12, ausführlich getestet. Oberheim war in der Synth-Szene ein Begriff, er galt als sehr exklusiv und teuer. Vor allem der einige Jahre zuvor erschienen Matrix 12 galt als non plus ultra. Damals erschien die Anschaffung eines solchen Gerätes genauso möglich und realisierbar wie der Hauptgewinn beim Lottospielen. Wie man sich täuschen kann - im Lotto hab ich noch nie gewonnen.

Der Testbericht stellte den Matrix 6 als günstige Alternative zu seinem großen Bruder dar. Wobei günstig schnell relativiert wird. Ein Werbeflyer von Oberheim datiert mit April 1987 verrät folgende "verlockende" Preise für die Geräte. Matrix 6R 18.800 Alpendollar (ca. 1.363 €) Matrix 6 Keyboardversion 27.500 öS (1.999 €) Selbst im Keyboards-Bericht war noch von 4.440 DM (2.200 €) bzw. 2.680 DM (1.340 €) die Rede. Konnte ein Gerät, welches nur einen Bruchteil des Flaggschiffes kostete, diesem tatsächlich soundtechnisch das Wasser reichen? Zweifel machten sich breit. Der Matrix 6 war der erste Synthesizer, den die US-Firma Oberheim in Japan fertigen ließ.

 

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6 Rackvariante

Nun galt es gegen Ende ´86 zu überlegen, ob nun der der "teuere" Prophet VS oder der "billigere" Matrix 6 zum Zug sollte. Ich entschied mich für die zunächst mal leichter finanzierbare Lösung, die Expandervariante des Oberheim Matrix-6. Der Preisunterschied von fast 9.000 öS (ca. 655 €) des "R" hinter dem Matrix 6 war doch ein gewichtiges Argument. Da war die Tastaturspanne bei Sequential doch kundenfreundlicher. Erst später sollte die Tastaturversion des Prophet VS das Setup erweitern und ergänzen. Doch dazu später. Im Februar ´87 war es soweit. Im damals noch jungen, wiener Musikhaus "Klangfarbe" wechselte der Matrix-6R für 17.120 Schilling (ca. 1.244 €) den Besitzer.

Oberheim LogoZu Hause angeschlossen, dauerte es einmal zwei ganze Tage, bis ich dem Expander seinen ersten Ton entlocken konnte. Welch Freudensprung! Was heute ein Prozedere von allerhöchstens zwei Minuten einnehmen darf, stellte mich damals vor einer schier unlösbare Aufgabe. Das Finden des richtigen Sende- und Empfangskanal über die Midileitung. ;-) Irgendwann dann doch geschafft, wurde der Synthesizer von einer nicht anschlagdynamischen! Tastatur des Yamaha DX 21 angesteuert. Welch Blasphemie! Wie so oft konnte ich am Anfang die wirklichen Stärken des Matrix 6 nicht einschätzen. Leider waren viele Presets darauf ausgelegt, irgendwelche Natursounds zu imitieren, anstatt sich auf die Stärke des Gerätes zu konzentrieren - einfach nur ein toller Synthesizer zu sein! Die Programmierung fiel mir anfangs schwer, sodass ich mich in der ersten Phase auf das Abrufen der Presets konzentrierte.

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Nun aber zum Gerät selbst:

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Ausgepackt sieht der Expander zuerst einmal mit seinen 3 Höheneinheiten recht klobig aus. Der Matrix 6 selbst reiht sich dimensionsmäßig in die damals üblichen Formen des Synths ein, wirkt aber dennoch sehr elegant. Die Keyboardversion hat eine 61er anschlagdynamische Plastiktastatur, die sehr leichtgängig und für meine Begriffe angenehmer zu spielen ist, als die Konkurrenzprodukte aus jenen Tagen. (Obwohl sich nie so genau sagen lässt, welche Tastatur man gerade beglückt, weil bei vielen Modellen die gleichen Tastaturen eingebaut sind ;-) ) Die Anschlagdynamik lässt sich einstellen und zwar im Wert selbst, als auch in spezifischen Kurven des Anschlagsverhaltens. Dies kann dem unterschiedlichen Spielverhalten, sofern man überhaupt eines hat, entgegen kommen. Natürlich kann der Matrix 6 auch After touch-daten verarbeiten. D. h. ein nochmaliges Andrücken der Tasten während des Sound-halten kann den Klang zusätzlich beeinflussen.

Das besondere an der Matrix 6 Tastatur ist zweifelsohne die Release Velocity. Kaum ein anderes Gerät dieser Preisklasse konnte mit diesem Feature aufwarten. Über die Release Velocity wird das loslassen der Taste "abgefragt" und kann damit Soundparameter und den Klang beeinflussen. Schöne Funktion. Dennoch sei hier erwähnt, dass diese Funktion - zumindest für mich - lange Theorie blieb, da sie eine gehörige Portion Spieltechnik und -gefühl voraussetzte. (Hätten wohl doch mehr am Klavier üben sollen ;-) )

Die Tastatur wird von einem Plastikchassis seitlich und einer Metallplatte auf der Rückseite ummantelt. Insgesamt aber sehr robust und auch Live-tauglich.
Hergestellt wurde der Matrix 6 beginnend von 1985, und die letzten Geräte wurden angeblich noch 1989 hergestellt. Klar war, dass beide Geräte standardmäßig mit Midi ausgestattet waren. Einen Expander ohne integrierte Midi Buchsen Mitte der 80er zu verkaufen, wäre einfach unvorstellbar gewesen. Die alten CV- Trigger hatten, zumindest bei den Expandern dieser Zeit, ausgedient.

Oberheim Matrix 6
Bedienpannel Matrix 6R

Der Matrix 6 ist, wie uns die Nummer schon verrät sechsstimmig. Bitte bei anderen Synthbezeichnungen nicht dieselbe Denklogik anwenden. Wie wäre es z.B. mit ESQ 1, JD 800 oder gar K 5000. ;-) Er hat eine Split Funktion, so dass zwei unterschiedliche Sounds gleichzeitig gespielt werden können. Beide Bereiche sind mit eigenen Klängen und Midikanälen belegbar. Durch Überlappung beider Zonen sind auch Doublesounds möglich. Die 6 Stimmen lassen sich im Verhältnis 2:4 und 6:0 definieren. Eine 3:3 Aufteilung, die Vernünftig für Doublesounds gewesen wäre, gibt es nicht.

Ein 16-stelliges, gut ablesbares Display in grün/blau oder ist es doch türkis (je nach eigenem Sehzustand) über den Folientasten gibt Auskunft über den Status des Gerätes. Hier ist die Kommunikationszentrale zwischen dem Synthesizer und dem Anwender. Hier lässt sich der Soundname, -nummer, Paramterwerte, Mastereinstellung, Modulationen, einfach alles ablesen, was für die Arbeit am Synthesizer notwendig ist - sofern man vorher die richtige Tastenkombination und Reihenfolge gedrückt hat.

Oberheim selbst bewarb das Produkt anno dazumal mit folgenden Worten:

"Auf der Grundlage der Matrix-Modulations-Technologie des Xpanders und des Matrix 12 macht der Matrix 6 den professionellen Oberheim-Sound mit 6 Stimmen und einem teilbaren (Anmerkung synthesizer.at: teilbar mit der Kreissäge, oder was?) Keyboard auch für Musiker vor dem ersten Hit erschwinglich. Der Matrix 6 hat 2 digital gesteuerte Oszillatoren, einen analogen Filter, einen Filter-Frequenzmodulations-Prozessor und 2 spannungsgesteuerte Verstärker, sowie 20 Modulationsquellen und 32 Modulationsziele. Der neue digitalgesteuerte Oszillator Schaltkreis (IC) ermöglicht genaueste Dreiecks-, Rechtecks- und Sägezahnwellenformen und neuartige Wellenform-Modulation. Das Keyboard ist das gleiche wie im Matrix 12 und reagiert auf velocity, release velocity und after-touch pressure. Die Möglichkeiten und das vielseitige MIDI Interface machen den Matrix 6 zu einem wichtigen Teil jedes MIDI-Systems. Das Keyboard kann für Split und Double Effekte in zwei sich überlappende Zonen teilen. (Anmerkung synthesizer.at: teilen schien damals, im Gegensatz zu heute, wohl sehr beliebt ;-) ) Der Matrix 6 kann 100 Stimmen (Sollte eigentlich Klänge oder Sounds heißen) und 50 Split/Double-Kombinationen speichern. Matrix-6. Der Oberheim-Sound in erschwinglicher Packung".


Na wenn das nicht mal zum Kauf anregte: so mach spannungsgesteuertes, after-touch pressure, digitalgesteuerte Schaltkreis, Filter-Frequenzmodulations-Prozessor. Das war schon was ;-)

 

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Wie beschrieben, können auf 100 Plätzen eigene Soundkreationen abgespeichert werden. Auch Platz für 50 Splitkombinationen gibt es. Eine recht nette Einrichtung, wenn man sie braucht. Die Sounds können mit einem 8-stelligen Namen versehen werden, und erleichtern die Zuordnung und die Wiedererkennung einmal kreierter Sounds.

Der Matrix-6 wurde bald als Version Matrix 1000 wesentlich günstiger herausgebracht. Die Technik des Matrix 6 schrumpfte auf eine Höheneinheit. Der Preis-Leistungskompromiss bestand darin, die Sounds am Gerät selbst nicht mehr zu editieren zu können. Dafür bot der Matrix 1000 satte eintausend, abrufbare Klänge in seinem Speicher. 200 davon konnten sogar überschrieben werden. Hierzu benötigt man jedoch einen externen Editor. Wer also den Klang eines Matrix 6 haben will, und sich sicher ist, niemals an den Sounds herumschrauben zu wollen, kann den Matrix 1000 in seine/ihre Anschaffungsüberlegungen mit einbeziehen. Dennoch ein kurzer Hinweis: Ein Musikerkollege, der den Tausender sein eigen nennt, klagt über Netzprobleme und dass sein Exemplar "brummt". Und seines soll nicht das Einzige sein. Also Achtung beim Kauf auf ein gewisses "Brummverhalten"!

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Der erste Blick auf das Gerät

 

Oberheim Matrix 6
Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Patches, Split, Master

Oberheim Matrix 6
Pitchender

Der Matrix 6 setzt vom Design her ganz auf seriös. Auf dem dunklen, schwarz gehalten Gehäuse, zieren weiße und blaue Schriften und Linien die Oberfläche. Die Folientasten sind in den Farben grau, blau, orange und rot gehalten. So gelungen das Design vom Aufdruck her sein mag, umso hässlicher sind die Folientasten, die erstes in ihrer Farbwahl nicht gerade gelungen sind und zweitens sich in ihrer Funktionalität auch nicht gerade auszeichnen. Wer kann sich noch an die nicht gerade beliebten Druckfolien des DX 7 erinnern? Aufzeigen.

 

Auf jeden Fall hat der Matrix mit der schwarzen Oberfläche insgesamt ein schönes Design. Die Unterteilung der einzelnen Sektionen sind übersichtlich und gut lesbar. Viele Regler hat er ja nicht, genau genommen nur einen und den für das Volumen. Kein Data Entry Regler. Ansonsten sieht alles sehr geometrisch und aufgeräumt aus. Im Gegensatz zu den "Innereien", findet man sich an der "Oberfläche" grundsätzlich schnell zu recht, was bei den 21 Tastern aber auch nicht all zu schwer ist.

Der Matrix 6 hat, im Gegensatz zu den anderen Geräten, keine typischen Pitch- und Modulationswheels. Auch Korgs damals populärer Joystick, oder Rolands eigenwilliger Hebel findet man auf dem Matrix nicht. Oberheim ließ sich hier wieder etwas Eigenes einfallen. Er nahm ein normales Pitchwheel, versenkte es ein wenig tiefer ins Gehäuse und montierte einen Knubbel oben dran. Eine Einrichtung, die er von seinen Vorgängern OBX, Matrix 12 u.s.w. übernommen hat. Sie sind den Wheels in ihrer Funktion sehr ähnlich und dennoch ein wenig gewöhnungsdürftig zu spielen. Auf die Funktionalität dieser Hebel wird später noch eingegangen. Über die Modulations-Matrix, welche ebenfalls später erklärt wird, lässt sich weit mehr beeinflussen, als wir das von herkömmlichen Synthesizern gewohnt sind. Beide "Hebel" sind mit recht starken Rückholfedern ausgestattet, sodass beide nach Loslassen wieder in die Mittelposition zurückschnalzen.

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Die Ober- bzw. Frontseite

Bedienungstechnisch sind sich Tastaturversion und Expander sehr ähnlich (Mit Ausnahme der Tastatur natürlich). Auf der Keyboardversion befindet sich eine aufgedruckte Parameterübersicht, direkt auf der Synthesizeroberseite, sehr praktisch. Bei der Expanderversion ist diese Parameterflut aus Platzgründen auf der Rackoberseite. Ins Rack eingeschraubt, ist einem der Blick auf diese nützliche Übersicht leider verwehrt. Kein Vorwurf, weil technisch anders machbar.

Ansonsten präsentiert sich der Synthesizer sehr spartanisch. Keine Drehregler zum Editieren der Sounds oder dergleichen. Oberheim hat wohl auch aus Kostengründen auf den Zeitgeist des Mitte 80er Synthdesign gesetzt. Jedoch bewiesen andere Hersteller mit diesem Kompromiss durchaus programmierfähige Synthesizer zu bauen. Die DW Serie von Korg oder der Kawai K3 machen vor, wie es geht.

 

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Welche Folien stehen dem Anwender nun zur Verfügung?

Ein numerisches Zehnerfeld, wie wir es von Computern her kennen. Darunter vier Folientaster für die Werteveränderung. In Einer- oder Fünferschritten in beide Richtungen. Daneben gibt es dann noch die Folien für eine Matrix, 4 graue in der Waagrechten. Je ein grauer, blauer und orangener in der Senkrechten. Mit dieser Kombination sind 23 Bereiche des Synths anwählbar.

Da sich die Werteeingabefolien der Parameter unter dem Zehnerblock auch mit den Parameteranwahl teilt, muss immer zwischen den Folien Number und Value umgeschaltet werden. Ein ziemlich bremsender Vorgang, wenn es darum geht, mal schnell ein paar Parameter zu ändern. Nicht nur einmal habe ich im Glauben, im Value Modus zu sein und eine Werteveränderung vornehmen zu wollen, den eigentlichen Parameter verstellt.
Diese Lösung ist Oberheim nicht wirklich benutzerfreundlich gelungen und trug sicher auch dazu bei, dass ich im Gegensatz zu anderen, ähnlich konzipierten Geräten, nur sehr wenig an den Sounds herumgeschraubt habe.

Ach ja: und vorne unter den Hebeln gibt es noch einen Kopfhöreranschluss.

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Die Rückseite

Oberheim Matrix 6
Rückseite des Oberheim Matrix 6

Das Audiosignal gelangt über einen Stereo Output ans Tageslicht. Das Signal selbst ist Mono (zumindest bei meinen Geräten). Die Stereoausführung dient zur separaten Bearbeitung der Split- und Double Sounds. Eine Funktion, die ich nie verwendet habe.

Klar, dann gibt's noch Midi in, out und thru. Zwei Pedale können ebenfalls angeschlossen werden. Weiters sorgen zwei Buchsen für die Kommunikation mit einem Casettenrecorder, mit Hilfe dessen das Archivieren von Sounds möglich war. Zu guter letzt hat der Synzjesizer einen kleinen Schalter um die Speicherschutzfunktion zu aktivieren oder auszuschalten.

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Im Inneren des Monsters

Im nächsten Kapitel wollen wir einmal die Parameterflut des Matrix 6 genauer unter die Lupe nehmen. Und gleich mal ein grafischer Überblick über die Parameter Nummern und deren Kurzbezeichnung.

Parameter Liste

Parameter Liste

Oszillatoren:

Fangen wir doch mal mit dem Wichtigsten des Gerätes an: Die Oszillatoren. Wie wir ja schon wissen, hat der Matrix zwei an der Zahl, die beide gleich aufgebaut sind. Als Wellenformen stehen jeweils Dreieck, Sägezahn und Pulsweite. Die Oszillatoren lassen sich synchronisieren. Mit Osz2 kann zusätzlich Rauschen erzeugt werden. Interessanterweise werden die Oszillatoren, obwohl es sich um einen Analogsynth handelt, digital gesteuert. Aber keine Angst, das Teil klingt schon fett.

Die Oszillatoren teilen sich die Parameterblöcke 00-09 und 10-19 und sind folgendermaßen aufgebaut.

00/10 Frequenz des Oszillators
01/11 Frequenzmodulation durch LFO 1
02/12 Synchronisation bzw. Verstimmung
03/13 Pulsweite
04/14 Pulsweitenmodulation durch LFO 2
05/15 Waveshape /keine Ahnung was das anrichtet
06/16 Regelt die variable und "stufenlose" Einstellung einer Wellenform zwischen Sägezahn und Dreieck
07/17 stellt die Modulationen der Räder ein
08/18 Portamentoeinstellungen
09/19 Ein zuschaltbarer Klick

Filter:

Der Filter ist sehr "klassisch" aufgebaut und ist ein 24dB/Okt Tiefpassfilter. Cuttoff-Frequenz, Resonanz, Keyboardtracking, und die Intensität zur Hüllkurve lässt sich einstellen. Darüber hinaus lässt sich der Filter sehr umfangreich über die Matrix modulieren. Sehr außergewöhnlich auch eine Filter Portamento Funktion. Klingt sehr angenehm - manchmal, und ich weiß, jetzt werd ich mir Prügel einhandeln, sogar ein wenig nach einem Cs 80 - aber wie gesagt, das ist subjektiv.

Oberheim Matrix 6
Parameteraufdruck Matrix 6R

Die Hüllkurven:

Auch die Hüllkurven bieten nichts wirklich Neues. Damals waren die klassischen ADSR Hüllkurven angesagt. ADSR steht für die Abkürzung Attack, Decay, Sustain und Release. Oberheim stellte diesem Kürzel noch D voran. welches für Delay steht, also einen verzögerten Einsatz der Hüllkurve. Insgesamt drei Envelopes, die alle gleich aufgebaut sind, stehen dem Anwender zur Verfügung. Sie sind frei verknüpfbar. Wie auch viele andere Parameter, lassen sich die Hüllkurven umfangreich modulieren. Für ausgefallene Klangverläufe steht auch ein "Trackgenerator" zur Verfügung, der gewisse Einstellungen verbiegen kann. Ein Funktion, die ich bis heute in der Praxis nicht zu Verstehen vermag.

Die LFO's:

Zwei Low Frequency Oszillatoren, stehen dem Soundprogrammierer zur Verbiegung der Klänge zur Verfügung, und die haben es in sich, und gehen sicherlich über das übliche Maß der Dinge, zu dieser Zeit, hinaus. Sägezahn, Rechteck, Dreieck Random, Noise und Sample sind die möglichen Modulationsformen des LFO's. Beide sind separat in Geschwindigkeit justierbar. Der LFO ist eigentlich ein normaler Oszillator. Er läuft nur mit niedriger Frequenz. Und wofür ist das gut? Klassischerweise wird ein LFO zur Modulation, z.B. der "hörbaren" Oszillatoren, der Tonhöhe (Vibrato) oder des Filters, der Klangfarbe eingesetzt.

FM und Tracking Generator/Ramp

Einen kleinen FM Bereich gibt es im Matrix auch, der natürlich keinen DX7 ersetzt, und nicht zu überbewerten ist. Mit der Frequenzmodulation lässt sich aber die ohnehin reichliche Klangpalette des Matrix 6 noch ein wenig erweitern. Dies ist jedoch als kleine Beigabe zu verstehen. Mit Hilfe des Tracking Generators lassen sich gewisse Impulse von Modulationsquellen verändern. Für mich, und das gebe ich gern zu, leider zu hoch.

Das Kernstück - Die Matrixmodulation

Oberheim Matrix 6
Matrix Modulation

Eine wahre Goldgrube stellt die Matrixmodulation des Matrix-6 dar. Neben den fest verlegten Modulationen, lassen sich vielfältige Modulationsstrukturen kreieren. Ähnlich wie beim größeren Modell Matrix 12, werden sogar leichte Erinnerungen an ein Modularsystem wach (ja ja, ich hör sie schon, die Modularfreaks, die hier jetzt aufschreien werden). Die Modulationsvielfalt geht weit über die Möglichkeiten, damals vergleichbarer Synthesizer, hinaus.

Zehn ganze Modularstränge können zwischen 20 Quellen und 32 Zielen frei verknüpft und in ihrer Intensität geregelt werden. Da geht die Post ab, und man verliert über das Display schnell auch mal die Übersicht, wer denn mit wem gerade was hat. Einen Überblick über die Modulationsquellen und -ziele soll nachfolgende Grafik geben.

Modulations Matrix

Master Edit

Oberheim Matrix 6
Master Edit

Im Master Edit Bereich lassen sich alle grundsätzlichen Einstellungen des Synthesizers vornehmen. Midi Einstellungen, Pedale und ein Vibrato für den "Gesamtsound". Auch die Befehle für das Abspeichern der Sounds auf Audio Casette sind hier abrufbar. Im Misc Bereich werden "nützliche" Dinge, wie Abrufen veränderter Sound, Display Beleuchtung, Mater Tune oder Stereo Output eingestellt.

Split Edit:

Wie uns der Name schon verrät, werden hier alle Parameter für die Split- und Doublesounds aufgerufen. Tastaturzonen, Midikanäle, Transponierung sind für die Zonen einstellbar. Darüber hinaus regelt ein Parameter das Balanceverhältnis der beiden Sounds.

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Freundliche Bedienung?

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Das, was man zwangsläufig unter einer freundlichen Bedienung versteht, bekommt man beim Matrix 6 nicht. Da sollte man doch lieber ins Lokal von nebenan, die Pizzeria oder was man sonst so bevorzugt, gehen. Dort ist die Bedienung sicherlich freundlicher. Zweifelsohne ist der Matrix 6 nicht für Anfänger, zum Erlernen der Programmierung geeignet. Er ist sicherlich etwas für Synth-Spezailisten und Freaks, denen es auch Wert ist, etwas Zeit (welch Mangelware) in die Soundprogrammierung zu investieren. Das Hin- und Hertippen zwischen auf den Folien, den Parametern und den Werteveränderungen geht einem irgendwann dann doch ziemlich auf die Nerven.

Es gibt zwar einen Quick Mode, der die Bedienung schneller macht, witzigerweise setzt dies aber voraus, dass man das Gerät und die Parameternummerierung schon besser kennt. Nur ist das der Zeitpunkt, an dem man sowieso flott vorankommt. Muss man Oberheim Lob für die Klangarchitektur des Gerätes aussprechen, so muss man bei der Komplexität und Bedienbarkeit ein klares Minus vergeben.

 

Matrix Programmer
Matrix Programmer

Stichwort Bedienung: Von Access wurde in den 90ern ein Programmer mit richtigen Reglern für die wichtigsten Parameter für den Matrix 6 herausgebracht. Im Retro Design der altehrwürdigen OB-8 Synthesizer. Konnte den Programmer nicht ausprobieren, stelle mir aber das Arbeiten mit diesem Ding sehr angenehm vor. Wie gesagt, werden nicht alle Parameter angesteuert, aber Hüllkurven, Oszillatoren, Filter sind regelbar, das sollte das Wichtigste zumindest erleichtern.

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Wie klingt er nun, der Matrix-6?

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Zweifelsohne ist der Matrix 6 ein ausgereifter Synthesizer. Er verfügt über einen angenehmen Basis Sound. Wer auf typische Oberheim Sounds steht, wird hier sicherlich bedient. Synthbläser (Toto lassen grüßen) Streicher, Syncsounds, alles kein Problem, aber vor allem mit der Modulationsmatrix macht der Synthesizer seinem Namen alle Ehre. Matrix ist in diesem Zusammenhang auch gleich zu setzten mit "Fett", wie es Oberheim auch gerne ausdrückte. Effekte und sehr einfühlsame, nuanciert spielbare Leadsounds, Sequenzer, kurze Hüllkurven - alles geht. Wie gesagt, war es Absicht der Erbauer, den Grundsound an den teureren Matrix 12 oder Xpander heranzuführen, auch wenn es dann an gewissen Modulationsmöglichkeiten und auch Filtereinstellungen fehlt.

Ich habe den Matrix 6 für diesen Workshop wieder reanimiert, da dieser nicht mehr fixer Bestandteil des Studio-Setups war. Nach Stunden des Spielen habe ich nun beschlossen, ihn wieder zu integrieren, da ich diese kraftvollen, aber gleichzeitig auch nuancierten Klänge, bei den nächsten Arbeiten nicht missen möchte.

Eingesetzt habe ich den Synthesizer vor allem in den ersten Produktionen. Ganz deutlich zu hören auf "Neue Welten", "Horizont" und "Panorama". Aber auch auf "Millennium" und den "Dejavu"-Aufnahmen durfte der Matrix ordentlich zulangen. Ich muss aber durchaus zugeben, dass das Abmischen der "japanischen" Konkurrenz zu Beginn ein wenig leichter fiel. Diese waren einfach sanfter, geschmeidiger - einfacher gesagt leichter abzumischen. Der Matrix verlangt schon seine Zeit, bis er sich homogen ins Bild einfügt.

 

Oberheim Matrix 6
Oberheim Matrix 6

Schade nur, dass die Presets vom Werk aus nicht wirklich die Stärken des Gerätes ausspielen. Mir blieben die Stärken, durch die nicht gerade benutzerfreundliche Oberfläche, meinem Unwissen und den Presets, lange verborgen. Versuche, wie E-Piano Imitate, Violin Sound und dergleichen werden dem Gerät nicht wirklich gerecht. Anstatt sich auf die Stärken des Gerätes zu besinnen, wurde versucht, dem Mainstream Rechnung zu tragen. Macht nichts, wer sich mit Synthesizer beschäftigt, oder einfach neue Sounds in das Gerät schießt, wird bald mit einem richtig ausgewachsenen Synthesizer belohnt. Übrigens gab es recht bald von Drittanbietern én Maas an Sounds, die heute irgendwo im Internet herumschwirren und nur darauf warten, endlich einen Zuhörer zu finden.

Eine Empfehlung zum Abschluss: Ich habe den Matrix 6R lange Zeit mit einer schlechten, nicht anschlagdynamischen Tastatur angesteuert. Heute bereue ich das sehr. Wer den Expander hat, sollte diesen auch mit einer guten, anschlagdynamischen und aftertouch-fähigen Tastatur belohnen. Die Klangvielfalt, hervorgerufen durch die Matrixmodulation, wird hier enorm aufgewertet. Und dem Zuhörer freut's. Gute Tastatur also fast eine Voraussetzungen!

 

Robert Wittek
Robert Wittek

Wer übrigens noch eine Ausgabe der Zeitschrift "Keyboards" Mai 1986 sein Eigen nennt, sollte sich diese, bei Interesse für den Matrix 6, zu Gemüte führen. Ich selbst habe sie für die Recherchen aus meinem Archiv geholt, und war doch erstaunt über die gute, und damals nicht selbstverständlich ausführliche und kompetente Beschreibung des Gerätes. Hochinteressant diese Artikel heute, mehr als eineinhalb Jahrzehnte danach, und mit dem nötigen Verständnis nochmals zu lesen.

Autor: Robert Wittek

Mein Dank für das Redigieren gilt Cornelia Bübl

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Audio Workshop Oberheim Matrix-6 zum Downloaden

Audio Workshop Oberheim Matrix 6

Mit über 50 verschiedene Klangbeispielen!

Download Audifile MP3 7.84 MB Länge: 14.08 min

Die Audiofiles haben aufgrund der Datenkomprimierung leichte Klangeinbußen. Die Verringerung der Klangqualität dient Ihnen zur kürzeren Downloadzeit. Alle Soundbeispiele wurden ausschließlich mit den Matrix 6 erzeugt. Delay und Reverb kamen ebenfalls zum Einsatz.

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Bedienungsanleitung zum Download

Oberheim Matrix 6 R pdf 3.85 MB

Weitere Informationen im Internet unter:

http://www.amazona.de/content/musictools/vsynthie/obermatrixsynths/matrixsynth.html

http://www.synthmuseum.com/oberheim/obemat6r01.html

http://www.vintagesynth.org/oberheim/mat6.shtml

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